Durchs Dreiländereck im Werraland


 

 

 

 

 

 

 

 

Für den fünfzigsten Beitrag auf diesem Blog habe ich mich in den Westen begeben. Zumindest kurzzeitig. Diese Wanderung führt nämlich von Hessen nach Thüringen nach Hessen, und wer möchte, kann am Ende ein paar Schritte nach Niedersachsen tun. Ein multitransliminales Wandern!

Unterwegs besuchen wir die Städte und Dörfer Bad Sooden, Wahlhausen, Lindewerra, Bornhagen und Eichenberg. Dabei gibt es Fachwerk, eine der letzten deutschen Stockmachereien, eine der schönsten deutschen Burgruinen sowie Wälder, Felder, Berge und Gärten in der eigentümlichen Werralandschaft zu sehen.

Bis auf einen kleineren und einen größeren Berg ist diese etwas über 17 km lange Tour zumeist recht flach.

Nach meiner Ankunft am Bahnhof Bad Sooden habe ich mich erst einmal zur Touristinformation begeben, um einen Stocknagel zu erwerben (Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt) und um mir anzusehen, wie so ein Kurort im Westen aussieht. Gut erhaltene Fachwerk-Altstadt und viele Gaststätten. Also ähnlich wie Kurorte im Osten.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein paar hundert Meter entfernt habe ich auf der Werrabrücke die Grenze nach Thüringen überquert. Wahlhausen auf der Thüringer Seite der Werra ist kein Kurort, wartet aber auch mit Fachwerk und Wald auf. In der Nähe befindet sich das Grenzmuseum Schifflersgrund. Das habe ich nicht besucht, weil ich meine Wanderung schon weit genug fand. An der ehemaligen Blockgrenze kommen wir trotzdem noch mal vorbei.


 

 

 

 

 

 

 

 

Der kürzeste Weg nach Lindewerra führt über einen bewaldeten Bergriegel, der typisch für diese Gegend ist. Wer sich diesen Berg sparen möchte, kann weiter auf der Landstraße nach Lindewerra wandern. Hier befinden wir uns zwischen dem Frau-Holle-Land und dem Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. In Hessen wohnt Frau Holle übrigens in einem Teich, in Thüringen wohnt sie im Hörselberg.




 

 

 

 

 

 

 

 

Lindewerra war bis ins 20. Jh. ein Stockmacherdorf. Das heißt, dort wurden Spazier- und Wanderstöcke aller Art gefertigt. Heute lebt und arbeitet in Lindewerra Michael Geyer, einer der letzten deutschen Stockmacher. Seine Stöcke kann man u.a. in seiner Werkstatt und online erwerben.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwischen Lindewerra und Bornhagen erhebt sich ein noch größerer riegelartiger bewaldeter Berg, der, läuft man auf ihn zu, wie eine grüne Wand vor einem steht. Auf ihm befindet sich auf halber Höhe eine Schutzhütte, die auch als Rettungspunkt dient. Retten lassen musste ich mich nicht, aber kurz hinsetzen und verschnaufen schien mir angeraten zu sein. Auf dem Bergrücken angekommen, habe ich mir von der Aussichtsplattform aus angesehen, wie sich unten im Tal die Werra als Grenzfluss zwischen Thüringen und Hessen entlangschlängelt.






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der Überquerung des schmalen Bergrückens geht es sogleich wieder steil bergab und schnurstracks auf die nächste Attraktion zu: Burg Hanstein bei Bornhagen ist ein Wahrzeichen des Eichsfelds und für mich eine der schönsten deutschen Burgruinen. Während des Kalten Krieges soll ihr Nordturm ein Beobachtungsposten der DDR-Grenztruppen gewesen sein.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wald und Felder zwischen Bornhagen und Eichenberg gehören zum Grünen Band, dem ehemaligen Todesstreifen der Blockgrenze, der heute ein wichtiger Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist. Kurz vor Eichenberg beginnt mit einer Bundesstraße wieder die Zivilisation.




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der hessische Bahnhof Eichenberg, der Endpunkt dieser Wanderung, scheint ein Bahnknotenpunkt im Dreiländereck zu sein. Leider gammelt das einst wohl ansehnliche Bahnhofsgebäude vor sich hin und auch das restliche Bahnhofsgelände harrt seiner Sanierung, die für die nächsten Jahre geplant sein soll. Wie die Lokalpresse berichtete, gehört das Bahnhofsgebäude nicht der Bahn, sondern einem Privatmenschen, der für Stadtverwaltung und Bahn nicht erreichbar ist. Probleme wie im Osten! Immerhin ist der Bahnhof gut erreichbar.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Etwa 800 Meter von der Bahnhofsbrücke entfernt treffen an einem Feldrain Thüringen, Hessen und Niedersachsen aufeinander. Das Dreiländereck ist mit einer Infotafel markiert. Ich habe es nur aus der Ferne gegrüßt, um meine Bahn nicht zu verpassen.

Zum Schluss drei Buchempfehlungen zum Grünen Band. Ausführliche Wegbeschreibungen von der Ostsee bis an die Grenze zu Tschechien und weitere Informationen enthält "Das Grüne Band. Wandern im wilden Deutschland" von Reiner Cornelius. Einen reich bebilderten Erlebnisbericht hat Wanderfreund Joey Kelly mit "Das Grüne Band. Geteilt durch Deutschland" vorgelegt. Und wer am Grünen Band radeln möchte, ist mit "Radtouren am Grünen Band" von Stefan Esser gut beraten.

Kommentare

  1. O, die Burgruine! Die sieht ja aus wie aus dem Märchenbuch.
    Ja, erst verkauft man alle Bahnhofsgebäude, und dann wundert man sich, wenn es hinterher irgendwie nicht mehr so richtig läuft. Wer hätte das auch gedacht?
    LG
    Centi

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    1. Als ich die Burgruine gesehen habe, dachte ich auch: Die sieht aus wie von Ludwig Richter ausgedacht. Der Nordturm ist für Besucher begehbar, bei guter Sicht soll von ihm aus der Brocken zu sehen sein. Als ich dort war, habe ich die Burg allerdings nur von außen beguckt. Da muss ich also noch mal hin.

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