Stippvisite in Schwerin







Sehenswürdigkeiten der (nach Einwohnern) kleinsten deutschen Landeshauptstadt: Auf einer sechs Kilometer langen Touristenrunde durch Schwerin lassen sich u.a. Backsteingotik, Schloss, Findlinge, Seen und Möwen besuchen.

Die erste größere Wasseransammlung, an der ich in Schwerin vorbeikam, war der Pfaffenteich, ein See zwischen Bahnhof und Schloss. Über ihm flogen und auf ihm schwammen Möwen. Als Inlandbewohner, der selten Möwen in natura sieht, fand ich das bemerkenswert. Da entsann ich mich der Geschichten über Möwen, die Leuten das Fischbrötchen aus der Hand klauen, aber ich hatte kein Fischbrötchen dabei.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Dom St. Marien und St. Johannis ist ein bedeutendes Zeugnis der Backsteingotik. Zwischen ihm und dem Rathaus steht ein Werk des Bildhauers Peter Lenk, das 1995 zur Tausendjahrfeier Mecklenburgs aufgestellt wurde. Der von seinem Podest winkende, schreitende oder tatzelnde Löwe symbolisiert Heinrich den Löwen, den Gründer von Schwerin und München. Die Reliefs auf der Säule zeigen Szenen aus Heinrichs Leben, z.B. wie ihm missmutige Untertanen ihre entblößten Hinterteile präsentierten; ein Vorgang, der als "Bardowicker Gesäßhuldigung Anno Domini 1189" überliefert wurde.








 

 

 

 

Die Rückseite des Rathauses ist nicht so herausgeputzt wie die Vorderseite, aber dort steht noch mehr Kunst herum: Die Brunnenskulptur "Herrn Pastor'n si'n Kauh" (1979, Stephan Horota) illustriert das gleichnamige Volkslied; das Glockenspiel am Rathaus spielt die Melodie dieses Rundgesangs an; und das Graffito am Parkplatz ist der erste Teil der Bildserie "AllerHand" (2024, Tino Bittner), die Hände auf Gemälden eines holländischen Meisters zeigt.


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenige hundert Meter vom Markt entfernt befindet sich das Schweriner Schloss auf der Schlossinsel, der Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern. Das Schloss beherbergt außerdem ein Museum, ein Café und eine Orangerie nebst einer Terrasse mit Blick über den Schweriner Innensee. Die 300 Jahre Bauzeit haben sich echt gelohnt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von der Schlossinsel aus führt eine kleine Brücke zum Ortsteil Ostorf auf einer Halbinsel mit Villen, Sternwarte, Hofgärtnerhaus und dem Museum Schleifmühle. All das fand ich hübsch anzuschauen, aber am meisten haben mich die dortigen Findlinge interessiert, die das Eis der letzten Eiszeit aus Schweden mitgebracht hat.




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und hier das Schweriner Touristenfoto schlechthin: das Schloss und sein Spiegelbild auf dem Kreuzkanal! Die grünen Holzkisten links und rechts des Kanals sind der Winterschutz für eine Reihe barocker Skulpturen. Diese sind zwar Kopien und nicht die Originale des sächsischen Hofbildhauers Balthasar Permoser, aber die Kopien haben ja auch Arbeit gemacht. Die restaurierten Originale sollen, man weiß nicht wann, innerhalb des Schlosses aufgestellt werden.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg habe ich das Schloss umrundet, um von einer skulpturenumstandenen Terrasse aus den Schweriner Innensee anzusehen. Unter den beiden Engeln befindet sich die Orangerie, die aber gerade wegen Bauarbeiten geschlossen war.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg zum Bahnhof kam ich an Kunst vorbei, die bestimmt nachdenklich machen soll: Betonwand mit gerahmtem Loch und Blick auf den See. Wodurch wird das Bild zum Bild, die Kunst zur Kunst? Wie ich noch darüber nachsann, traf ich schon wieder auf andere Attraktionen, namentlich das Denkmal für den Gründer des Weltpostvereins und den vielleicht besten Käseladen Norddeutschlands. Sodann rief mich der Bahnfahrplan, und die Rätsel der Kunst blieben ungelöst.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie es sich für Touristen ziemt, war ich auch im Museumsladen im Schloss und habe dort eine Tüte Sanddorn-Früchte-Tee erstanden. Schwerin ist schließlich kurz vor der Ostsee gelegen, und an der Ostsee wird der Sanddorn verehrt. Der Tee ist fruchtig und herb, aber nicht sauer. Für meinen Geschmack sehr gut ausbalanciert. Blick aufs Etikett: Der Tee wird von der Sanddornfamily auf Rügen vertrieben. In ihrem Internetladen gibt es "alles Mögliche und Unmögliche", wie das Phrasenschwein sagt, mit und aus Sanddorn: von der Sanddorn-Kreide-Seife bis zum Sanddorn-Pesto. (Werbung ist auch in diesem Beitrag unbezahlt.)

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