Zwischen Sachsens Metropolen Leipzig und Dresden schmiegen sich ländlich-kleinstädtische Gegenden mit jeder Menge Geschichte entlang des Muldentals. Dort steht eine meiner Lieblingsburgen: die eher wenig bekannte Burg Mildenstein in Leisnig. Mit Burgbesuch ist die folgende Tour acht Kilometer lang.
Zu den ersten Sehenswürdigkeiten von Leisnig, an denen ich vorbeikam, gehören der Brunnen am Lindenplatz und ebendort die kursächsische Postmeilensäule von 1727. Auf den Postmeilensäulen wurden Entfernungen zu nahe gelegenen und zu weiter entfernten Ortschaften vermerkt, sodass sich Postkutscher und Reisende orientieren konnten. Hübsch finde ich auch das Marktensemble mit dem Rathaus aus dem Jahr 1809.
Burg Mildenstein wurde ab dem 10. Jh. errichtet und ist damit eine der ältesten sächsischen Burgen. Sie steht als Teil der Altstadt von Leisnig etwas unterhalb des Marktes auf einem Bergsporn über der Freiberger Mulde. Die Mulde ist ein Fluss.
Die Burg ist zu besichtigen von der Küche bis zum Bergfried. Manchmal finden in der Burg Sonderausstellungen statt, voriges Jahr z.B. eine Fotoausstellung von Gerhard Weber. Weber ist ein hervorragender Dokumentarfotograf und begleitet seit den 1960er Jahren das Leben der Menschen im Muldenland. Kurz vor der Burg befindet sich außerdem das Stiefelmuseum, das aber gerade geschlossen hatte.
Weil das Tor zum Parkweg neben der Burg verschlossen war, bin ich auf der unterhalb gelegenen Straße hinab zur Muldenbrücke gelaufen. Dabei kam ich an diesem wohl seit den 1990er Jahren leerstehenden Konsum vorbei, einem Laden für Lebens- und Genussmittel. In der DDR hatte praktisch jedes Dorf so einen Konsum. In Konsum wird, der lateinischen Aussprache folgend, die erste Silbe betont. Konsumgenossenschaften gibt es seit dem späten 19. Jh.
Am niedrigsten Punkt dieser Wanderung wird die Freiberger Mulde überquert. Danach geht es hinauf auf den Galgenberg, eine Anhöhe am östlichen Muldenufer, wobei mein Wanderweg ein Stückchen dem Lutherweg folgt. Gefreut habe ich mich über eine klare Ansage an Umweltverschmutzer.
In der Leisniger Gegend heiße es, auf dem Galgenberg sei es eiersch, also nicht geheuer. Nun stand ich auf dem eierschen Galgenberg. Die Sonne schien, und das einzige Eiersche war das Stück Eierschecke, das ich mir zuvor am Markt im Stadtcafé der Landbäckerei Dietrich gekauft hatte. Eine ungeheuer gute Eierschecke! Auch an Dietrichs Pflaumenkuchen hatte ich nichts auszusetzen.
Zollschwitz, der nächste Wegpunkt dieser Rundwanderung, ist noch ein richtiges Bauerndorf. Am Dorfrand habe ich ein Glas Honig gekauft, um es als Mitbringsel aus Sachsen einer Freundin zu schenken, und mich ins Wandergästebuch eingetragen, das im Honigkasten auslag. Bezahlt wird hier auf Vertrauensbasis.
Zurück ins Tal und zum Bahnhof Leisnig bin ich auf der S34 gelaufen. Angenehmer, da ohne Autos und Leitplanken, wäre vielleicht der alternative Rückweg über Feldwege an der Mulde entlang gewesen. Das sind aber zwei Kilometer mehr. Bestimmt werde ich wieder einmal Leisnig besuchen und dann den alternativen Rückweg ausprobieren. Die Aussicht auf Stadt und Burg war jedenfalls gut.
Im Jahr 2020 hat ein Kulturverein das Leisniger Bahnhofsgebäude (nicht im Bild) gekauft. Seitdem saniert er es und veranstaltet darin allerlei Kulturveranstaltungen. Vor einem Leisnigbesuch lohnt es sich, nachzusehen, ob sich derselbe etwa mit einem Konzertbesuch im Kulturbahnhof verbinden lässt.
Zur weiteren Beschäftigung mit dieser Gegend empfehle ich ein antiquarisches Buch mit Fotos vom erwähnten Gerhard Weber:
Weber/Bräuer: Muldenland. Leipzig: Brockhaus 1988.
Darin wird die Muldenlandschaft dargestellt: vom Erzgebirge bis nach Sachsen-Anhalt, zur Mündung der Mulde in die Elbe. (Werbung unbezahlt.)
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