Thüringer Land: Das Ilmtal bei Kranichfeld


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bundesland: Thüringen

Region: Ilmkreis

Länge der Strecke: 11,3 km

Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute wandern wir beiderseits des lauschigen Ilmtals und besuchen botanische und architektonische Besonderheiten. Unsere Tour beginnt am Bahnhof in Kranichfeld, von dem aus wir stadteinwärts bis zur Kirche laufen. Kurz vor der Kirche können wir rechter Hand in die Rudolf-Baumbach-Straße einbiegen. Am dortigen Baumbachhaus befindet sich nämlich ein Naturdenkmal: eine der heute seltenen Tanzlinden. Das wusste ich leider nicht, als ich in Kranichfeld war, deshalb gibt’s kein Foto davon. Wer aber war Rudolf Baumbach? Der hat „Hoch auf dem gelben Wagen“ geschrieben. Und vieles anderes, das heute nur noch antiquarisch erhältlich ist, sofern man nicht unverhältnismäßig viel Geld für obskure Taschenbuch-Nachdrucke ausgeben will. Sein Langgedicht „Frau Holde“ etwa über die germanische Göttin, die im Hörselberg wohnt und die wir auch als Frau Holle kennen, scheint um 1900 beliebt gewesen zu sein. Das kann man sich problemlos z.B. über – unbezahlte Werbung – Booklooker versorgen. Im Baumbachhaus informiert eine Dauerausstellung über den Autor, außerdem werden wechselnde Ausstellungen zu regionalen Themen gezeigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Passieren wir auf der Rittersdorfer Straße die Stadtkirche, befinden wir uns sogleich am Ortstrand. Nach etwa 700 m führt rechts ein Feldweg bergan. Dem folgen wir erst ins Maientännig und dann auf den Windberg. Sonderlich gut ausgeschildert ist der Weg nicht, aber wir müssen letztlich einfach nur bergauf gehen. Den ersten Wegweiser zum Windberg habe ich am oberen Waldrand des Maientännigs gefunden, von wo aus es noch etwa 200 m Luftlinie übers Feld bis zum Gipfel des Windbergs sind. Ja nu. Dort hätte ich des Wegweisers nicht mehr bedurft. Bevor wir das Maientännig erreichen, sehen wir schon das Oberschloss, das wir auf dem Rückweg besuchen werden. Das Maientännig ist ein Naturschutzgebiet und das nördlichste Verbreitungsgebiet der Weißtanne. Nach unserem bergigen Waldspaziergang können wir am oberen Waldrand rasten und Proviant auspacken.

 


 

 

 

 

 

 


Wir können uns aber auch noch ein paar Minuten gedulden und auf dem Gipfel des Windbergs pausieren. Der ist ein 484 m hoher sanft geschwungener Hügel. Es müssen nicht immer spektakuläre Felsschlünde und -klippen sein!

 


 

 

 

 

 

 

 


Als ich dort war, befand sich die Schutzhütte auf dem Gipfel gerade im Bau. Das scheint ein hübsches Blockhaus zu werden. Etwas unterhalb des Gipfels befindet sich die Kaffenburg, eine Burgwüstung, die heute von einem Gehöft umstanden ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom Windberg steigen wir hinab ins Ilmtal, nach Barchfeld. Der kleine Ort mit heute etwa einhundert Einwohnern wurde bereits im 9. Jh. urkundlich erwähnt. Dort begrüßen uns die kleine dicke Kirche, schön restaurierte Bauernhäuser und ein plätschernder Dorfbrunnen. So lässt es sich leben!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Nachbarort Stedten beginnt unser Aufstieg auf den westlichen Höhenzug des Ilmtals. Ein von Obstbäumen gesäumter Feldweg führt uns erst zum Dorffestplatz und dann auf einen Passweg, der uns geradewegs zum Kranichfelder Oberschloss geleitet.

 



 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz vorm Oberschloss können wir einige Höhenmeter bergab zur Teufelskanzel gehen. 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Teufelskanzel ist ein Felsvorsprung im Wald. Durchaus romantisch, nur viel Aussicht sollte man nicht erwarten.

 


 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht's zum Oberschloss! Das wurde im 16. Jh. auf den Resten einer Burganlage errichtet, die im 11. Jh. erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der mit einer Glaskuppel versehene ehemalige Burgturm ist begehbar und bietet eine schöne Aussicht ins Ilmtal.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und hier das Kranichfelder Maskottchen: der – Entschuldigung – Leckarsch. Der befindet sich als sog. Drolerie unter einem Erker am Oberschloss. Eine Legende erklärt diese Skulptur folgendermaßen: Auf dem Oberschloss wohnten zwei Brüder, Wolfer und Ludger. Eines Tages zerstritten sich die beiden und Ludger musste das Schloss verlassen. Zuvor sprach er aber: „Eines Tages werde ich zurückkommen und dort drüben meine eigene Burg bauen.“ Wolfer lachte und entgegnete: „Wenn du das schaffst, werde ich mich am Arsche lecken.“ Nach vielen Jahren kehrte Ludger zurück und baute die Niederburg. Daraufhin musste Wolfer seine Wettschuld einlösen, brach sich dabei aber das Genick und starb. Ludger ließ ihn in seiner letzten Stellung als Skulptur am Oberschloss verewigen. Vorsicht also vor solchen Wetten!

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist die Niederburg. Sie stammt aus dem 12. Jh., wurde im 16. Jh. zum Schloss und 1906 im romantischen Stil des Historismus umgebaut. Dass Kranichfeld gleich mit zwei Burgen versehen wurde, liegt wohl daran, dass eine wichtige Fernhandelsstraße durch den Ort führte: die sog. Böhmische Straße nach Eger und Prag. Damit sind wir am Ende unserer Wanderung angelangt. Wer die Niederburg nicht mehr besuchen möchte, kann sich gleich vom Oberschloss aus zum Bahnhof gegeben. Der Weg ist ausgeschildert.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Neben den ausgeschilderten Sehenswürdigkeiten sind am Wegesrand auch immer wieder kleine Schönheiten zu entdecken. So blüht im Frühjahr hier und da der Lerchensporn, ein Erdrauchgewächs. 

Unterwegs kann man sich mit dieser Wanderkarte orientieren. Wer noch mehr übers ländliche Thüringen erfahren möchte, dem empfehle ich das Buch „Jenseits der Perlenkette“: Eine Fotografin und ein Autor besuchen die zehn kleinsten Dörfer Thüringens. Barchfeld gehört allerdings nicht dazu, weil es kein eigenständiger Ort ist. (Die Links in diesem Absatz sind Amazon Affiliate Links. Wenn Du etwas über diese Links bestellst, bekomme ich ein paar Cent Provision.)

 


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