Im südlichsten Zipfel Thüringens befindet sich Heldburg mit der gleichnamigen Burg, in der das Deutsche Burgenmuseum untergebracht ist. Das habe ich nun endlich besucht, und bei dieser Gelegenheit habe ich mir noch fränkisches Fachwerk und die Reste eines Naturdenkmals angesehen. Alles in allem 5 km (plus Burgbesichtigung).
Heldburgs ehemaliger Bahnanschluss ist der Blockkonfrontation zum Opfer gefallen: Nach Kriegsende haben die Russen auch in dieser Gegend die Schienen demontieren lassen. Heldburg ist aber auch am Wochenende gut mit dem Bus zu erreichen. Auf dem Weg vom ehemaligen Bahnhof zum Burgberg kam ich am Forstamt vorbei, das seit dem späten 19. Jh. in diesem Fachwerkhaus residiert.
Vor dem Burgbesuch habe ich die Überreste der tausendjährigen Eiche von Heldburg aufgesucht. Sie lebt schon länger nicht mehr, aber man kann sich vor ihren Stamm setzen und darüber meditieren, dass hier jahrhundertelang eine Eiche gelebt hat. Ein paar Meter davor steht eine jüngere Eiche, vielleicht ein Kind der Tausendjährigen.
Wandersleute können auf Waldwegen zur Veste hinaufsteigen, Fahrzeugführende auf einer asphaltierten Straße zum Parkplatz hochfahren. Der Waldweg ist steil, aber nur wenige hundert Meter lang. Danach steht man sogleich im Burghof und kann sich an der Kasse ein Eis kaufen. Leicht zu übersehen ist das Brunnenhäuschen neben der Burg, in dem sich einer der tiefsten deutschen Brunnen befindet. Der im 16. Jh. durch den Berg gemeißelte Brunnenschacht ist 109 m tief. Wasser aus der Wasserleitung gibt es auf der Burg erst seit 1972.
Franken gehört vewaltungstechnisch teils zu Thüringen, teils zu Bayern, und die Heldburg befindet sich im thüringischen Teil Frankens. Sie wird als fränkische Leuchte bezeichnet, weil sie ein wichtiger Wachposten für die Veste Coburg war, zu der Sichtkontakt besteht. In Gefahrensituationen gab man auf der Heldburg Feuerzeichen. Auf dem übernächsten Foto ist der Nachbau des Feuerkorbes zu sehen, mit dem diese Leuchtsignale gegeben wurden.
Ende des 19. Jh. sind der Meininger Herzog Georg II., auch bekannt als der Theaterherzog, und seine Frau Ellen Franz auf die Heldburg gezogen, weil Georg Abstand von seiner Verwandtschaft gewinnen wollte. Die hat ihn nämlich dafür gedisst, dass Ellen eine Schauspielerin aus dem gemeinen Volk war. Da half es auch nichts, dass sie vor der Heirat zur Helene Freifrau von Heldburg geadelt worden war. Über die Aussicht von ihrer Burg konnten sich die beiden jedenfalls nicht beklagen.
Die Dauerausstellung ist teils der Heldburg, teils dem Burgenbau und -leben allgemein gewidmet. Während die einen Besucher Burgenmodelle, Ritterrüstungen und Alltagsgegenstände betrachten und Erklärtafeln lesen, können die anderen mit Elfen, Rittern und Drachen spielen. Daneben werden Sonderausstellungen organisiert, und Räume der Burg können z.B. für Hochzeiten gemietet werden.
Nach meinem Abstieg vom Burgberg habe ich noch eine Runde durch den Ort gedreht. Der war am Wochenende wie verlassen. Auf dem Weg vom ehemaligen Bahnhof zum Marktplatz und zurück bin ich zwei Kindern, einem Gärtner und einer Touristin begegnet. Wer Ruhe und Fachwerk sucht, ist hier also richtig. Der Bach am Ortsrand ist die, der oder das Kreck.
Bücher über die Heldburg sind hier zu bestellen, und wer sich mit dem fränkischen Küchenwesen vertraut machen möchte, findet hier jede Menge Rezepte. Da gibt es Leckereien wie Hofer Schnitz und Schnorrkuchen, und besonders Mutige können Schwaaß nachkochen. (Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt.)
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