Wasungen ist eine ca. drei Bäcker und drei Kaufhallen große Fachwerkstadt an der Werra zwischen Rhön und Thüringer Wald. Ab 1974 haben dort einige Baumfreunde ein Arboretum, einen forstbotanischen Garten, angelegt, der auch heute noch gehegt, gepflegt und erweitert wird. Besonders prächtig ist er während der Rhododendron-Blüte, aber auch ansonsten ist es dort schön. Und Fachwerk und Burgen gehen ja immer. Eine Burg hat Wasungen nämlich auch. Mit dem Bahnhof als Start und Ziel ist dieser Rundweg etwa 6 km lang.
An und in der Altstadt führt der Weg an zwei guten Bäckern vorbei. (Und Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt.) Außerdem ist zu sehen, wie ein Teil der Stadtmauer für die Wohnbebauung genutzt wurde, nachdem Stadtmauern militärisch nutzlos geworden waren: Einige große Fachwerkhäuser wurden direkt auf die Stadtmauer gesetzt.
Wasungens Wahrzeichen ist das Damenstift aus dem späten 16. Jh., ehedem ein Wohnheim für verarmte adelige Damen. Heute befindet sich darin die Touristinformation und das Stadtmuseum. Etwas gestört hat mich nur, dass die Hauptstraße eine vielbefahrene Bundesstraße ist, auf der auch Lkw entlangbrettern. Die Anwohner fordern seit Jahrzehnten eine Umgehungsstraße.
Bevor es in den forstbotanischen Garten ging, habe ich mir noch mehr Architektur angesehen: die Stadtkirche St. Trinitatis und die Pfaffenburg, ein Wohnturm aus dem 14. Jh., beide auf einem Hang oberhalb der Hauptstraße errichtet. In den 1970er-Jahren wurde die Pfaffenburg privat restauriert, seitdem ist sie ein Wohnhaus. Wenige Meter weiter befindet sich die Kirche. Sie war abgeschlossen, aber man hat einen schönen Blick auf Wasungen, wenn man vor ihr an der Brüstung steht.
Einen direkten Weg von der Kirche zum botanischen Garten gibt es nicht, man muss erst wieder hinunter an die Hauptstraße und danach eine Straße namens Sorge hochlaufen. Am Straßenrand stehen bereits Bäume wie der nordamerikanische Mammutbaum und der Urweltmammutbaum. Der Letztgenannte war lange Zeit nur aus Fossilien bekannt. Im Jahr 1941 fand man aber lebende Exemplare in einer unzugänglichen Bergregion Chinas, und einige ihrer Nachkommen stehen nun in Wasungen.
Laut Flyer wachsen im forstbotanischen Garten rund 1700 Gehölze sowie 300 Gräser, Stauden und Farne. Er ist in einen nordamerikanischen, ostasiatischen und europäischen Teil gegliedert und versammelt Raritäten wie die Algier-Tanne, die Atlas-Zeder und die japanische Sicheltanne, dazu alleine 180 verschiedene Eichen. Ein Holzhaus dient als grünes Klassenzimmer für naturnahe Bildung. Vom Aussichtspunkt am Gipfel ist die Rhön zu sehen. Etwa 25 km entfernt ist Wasungens Partnerstadt Ostheim, und etwa 36 km entfernt ist die Wasserkuppe.
Am kleinen Parkplatz am unteren Tor des botanischen Gartens ist die Burg Maienluft ausgeschildert. Der Weg dorthin führt durch schattigen Hochwald. Von der eigentlichen Burg, gegründet wohl vor 1150, ist zwar bis auf den Bergfried nicht mehr viel übrig, aber in ihrem ehemaligen Vorwerk befinden sich eine Gaststätte und ein Hotel. Der Bergfried dient heute als Aussichtsturm; er ist geöffnet, wenn die Gaststätte geöffnet ist.
Auf der Schloßbergstraße geht es wieder hinab nach Wasungen; sie endet am Obertor, einem kleinen Platz an der Hauptstraße. Ein Tor befindet sich dort nicht mehr, dafür aber das Denkmal der Werra-Nixe. In Südthüringer Flüssen wohnen nämlich Nixen. Das 40 km entfernte Schleusingen wurde sogar von einer Nixe gegründet, einer gewissen Slusia, die im dortigen Fluss Schleuse unterwegs ist. Auch ihr wurden Skulpturen in Schleusingen und in dessen Nachbardorf Rappelsdorf gewidmet. Die Werra-Nixe wird in Ludwig Bechsteins Thüringer Sagenbuch erwähnt.
Zur Vor- und Nachbereitung dieses Ausflugs gibt es allerhand Sachen im Lesershop der Südthüringer Zeitung: z.B. die Buchreihe "Südthüringens schönste Aussichten", mehrere Südthüringer Kochbücher, die Touringen-Stempelhefte und den Bratwurstschlüsselanhänger.
Na, da drängt sich die Bezweichnung "malerisch" wirklich auf. Zumindest als Bildmaterial ohne Straßenlärm ist das ja das reinste Fachwerkparadies. Die Nixe gefällt mir auch sehr - das ist die erste, die ich sehe, die tatsächlich schwimmt, statt sich lasch oder lasziv in der Sonne zu räkeln!
AntwortenLöschenLG
Centi
Endlich mal eine realistische Nixe! Gut find ich auch, wie sich ihre Haare im Wasser bauschen. Ihr Schöpfer Waldo Dörsch hat auch den Diana-Brunnen in Suhl und die etwas wunderliche abstrakte Plastik auf dem Neuen Angerbrunnen in Erfurt geschaffen. Allgemein eignet sich Wasungen auch für einen Urlaub mit Ausflügen im Dreiländereck Thüringen - Bayern - Hessen.
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