Bergspazieren im Thüringer Schiefergebirge: Bergbahn und Fröbelturm


 

 

 

 

 

 

 

 

Manchmal ist mir mehr nach Spazieren als nach Wandern. Ein bisschen durch die Gegend laufen, ohne sportlichen Anspruch und ohne mich groß orientieren zu müssen. Aber es soll auch nicht nur eine Runde durch den Wald sein. Eine Attraktion muss her! Die folgende drei bis vier Kilometer lange Runde enthält mindestens zwei Attraktionen: die Thüringer Bergbahn und den Kirchberg bei Oberweißbach mit Turm und Berggasthaus! (Werbung in diesem Beitrag ist übrigens unbezahlt.)

Der Spaziergang beginnt mit einer besonderen Bahnfahrt, und zwar ab Bahnhof Obstfelderschmiede im Schwarzatal, auf halbem Weg zwischen Erfurt und Sonneberg. Am Bahnhof halten Regionalbahnen der Deutschen Bahn; gleichzeitig ist er die Talstation der Thüringer Bergbahn, einer Standseilbahn auf einer Strecke mit fast 25 Prozent Steigung. Nebenan führt eine überdachte Holzbrücke über die Schwarza zu einem Parkplatz. Vor der Brücke: ein typischer DDR-Straßenmülleimer.




 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bergbahn wurde Anfang des 20. Jh. gebaut, um einige Bergdörfer ans Schienennetz anzuschließen - eine technische Meisterleistung, die ihresgleichen sucht. Planung und Bau dauerten nur drei Jahre, obwohl vieles für diese Bahn neu erfunden und konstruiert werden musste. Während man in der Bahn den Berg hochgezogen wird, erklärt die Schaffnerin einige Details dieser Anlage. 


 

 

 

 

 

 

 

 

Am Rand der Strecke stehen Skulpturen, die an die Geschichte dieser Gegend erinnern - an den Kräuteranbau, die Fröbel-Pädagogik und die Porzellanherstellung. Nachfolgend ein Foto von der Porzellandame mit Kanne aufm Kopp.



 

 

 

 

 

 

 

Ich bin zwei Stationen bis zum Bahnhof Oberweißbach-Deesbach mitgefahren und von dort aus auf den Kirchberg spaziert, der im Ort bereits zu sehen und auch ausgeschildert ist. Zuvor habe ich mir noch etwas Kulturgeschichte angesehen. Durch den Handel mit Kräutern und Essenzen war diese Gegend einst recht wohlhabend. Davon zeugt die Hoffnungskirche aus dem 18. Jh., ein spätbarocker Bau mit drei Emporen und 2000 Sitzplätzen. Gegenüber steht das Fröbelhaus, ein Museum zu Ehren des Erfinders des Kindergartens. Die Museumskasse ist zugleich die Touristinformation und ein Kräuterladen, auch ist dort Fröbel-Spielzeug erhältlich.




 

 

 

 

 

 

 

 

Beim Aufstieg auf den Kirchberg hat man die Wahl zwischen einer asphaltierten Straße und einem kürzeren, steileren Wiesenweg. Auf der gegenüberliegenden Seite des Berges befindet sich übrigens im Dorf Deesbach die steilste Ortsstraße Deutschlands.



 

 

 

 

 

 

 

Das Berggasthaus am Fröbelturm rühmt sich seiner Südtiroler Knödel. Der Inhaber hat nämlich früher in Südtirol gearbeitet und das Rezept mitgebracht. Wenn das Berggasthaus geschlossen ist, ist nebenan der Waldimbiss geöffnet, der u.a. Wildroster und Wildsalami-Semmeln verkauft.



 

 

 

 

 

 

 

Der Weg nach Cursdorf beginnt am großen hölzernen Tor am Waldrand auf dem Berggipfel und ist recht gut ausgeschildert. Da kann man sich gleich Ausflugsziele und Wanderwege für künftige Ausflüge notieren. Ab und zu gibt es auch etwas Aussicht über das Schwarzatal hinweg.






 

 

 

 

 

 

 

Auch in dieser Gegend zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels. Besonders die Fichten kommen als Flachwurzler nicht gut mit der Trockenheit der letzten Jahre zurecht, zumal in solchen Hanglagen, an denen Wasser schnell abfließt. Mittlerweile laufen in Thüringen Versuche, die Wälder mit unterschiedlichen Arten von Bäumen und Sträuchern wieder aufzufüllen; auch wird beobachtet, welche Gehölze sich von selbst ansiedeln und ob sie sich an ihren Standorten halten können.


 

 

 

 

 

 

 

 

In Cursdorf befindet sich die Endhaltestelle der Bergbahn. Die historischen Wagen fahren hier halbstündlich ab und bringen einen zurück nach Obstfelderschmiede. Während der Fahrt kann man an einem Schnupperkasten in der Bahn an Kräutern aus dem Thüringer Wald schnuppern.

Wer die Tour verlängern möchte, kann noch die ca. 2 km entfernte, in Cursdorf ausgeschilderte Meuselbacher Kuppe besuchen und im dortigen Berggasthaus einkehren.



 

 

 

 

 

 

 

 

Einer Wanderkarte bedarf es nicht auf dieser Strecke, aber zu den Themen Kräuter und Fröbel-Pädagogik kann ich etwas empfehlen. Wenngleich der Kräuteranbau heutzutage keine große Rolle mehr in Thüringen spielt, wird diese Tradition doch fortgesetzt. Kräutertees und getrocknete Küchenkräuter sind etwa bei der Erzeugergemeinschaft Thüringen erhältlich, und die erzgebirgische Firma Sina-Spielzeug stellt Fröbel-Holzspielzeug her.

Kommentare