Bergspazieren im Erzgebirge: Frohnauer Hammer und Schreckenberg


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří - unter dieser deutsch-tschechischen Bezeichnung hat die UNESCO das sächsisch-böhmische Erzgebirge als Welterbe anerkannt. Hervorgehoben werden dabei einzelne Objekte wie der Frohnauer Hammer, eine vierhundert Jahre alte Schmiede bei Annaberg-Buchholz. Wenn man sie besucht, kann man gleich noch eine Runde über den ebenfalls historisch bedeutsamen Schreckenberg laufen.

Vom Annaberger unteren Bahnhof ist der Frohnauer Hammer einen Kilometer entfernt. Insgesamt ist die Runde 5,7 km lang. Wer auf eigenen Rädern anreist, kann direkt am Hammer parken. Die Strecke wird damit also um zwei Kilometer kürzer. Die Öffnungszeiten des Hammers sind hier vermerkt.

Vor der Führung durchs Hammerwerk habe ich mir nebenan in Langs Erzgebirgshaus einen Stocknagel und sodann ein paar Meter das Dorf hoch in der Bäckerei Teucher etwas zu essen versorgt. Vom Teucher-Backwerk empfehle ich besonders die Zuckerecke. Für meine Begriffe ist das ein erzgebirgischer Stollen- oder Kartoffelkuchen. Der sah schon so gut aus, dass ich glatt vergessen habe, ihn zu fotografieren. Wie im Erzgebirge üblich wird er in sehr großen dreieckigen Stücken verkauft. (So viel Werbung! Die ist auch in diesem Beitrag unbezahlt.)



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Führung beginnt im Hammerwerk und wird in zwei gegenüberliegenden Gebäuden fortgesetzt. Eine Besonderheit des Frohnauer Hammers ist, dass seine drei Hämmer mechanisch mit Wasserkraft angetrieben werden. Ein Wasserrad bewegt eine Welle, welche die drei Hämmer anhebt und auf den Amboss knallen lässt. Wie das genau funktioniert, wird bei den ca. halbstündigen Führungen demonstriert.

Das genaue Alter des Hammergebäudes ist unbekannt. Ursprünglich war es eine Kornmühle, ab 1621 wurde sie zum Hammerwerk umgebaut. Das war bis 1904 in Betrieb, seit 1909 ist es ein Museum. Damit war es das erste technische Denkmal Sachsens und das erste deutsche Schmiedemuseum.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein bekanntes Ausstellungsstück des Frohnauer Hammers ist die handgeschmiedete eiserne Rose. Außerdem ist bspw. ein Stück Geländer zu sehen, das im 18. Jh. in Frohnau für eine Elbbrücke in Dresden geschmiedet worden ist. Nachdem die Brücke abgerissen wurde, weil die neumodischen Dampfer nicht drunter durchpassten, kehrte das Geländerstück nach Frohnau zurück.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Parkplatz gegenüber dem Hammer ist ein Dampfhammer aufgestellt, ein jüngerer Verwandter des Wasserkraft-Hammers - Baujahr 1918, in Betrieb bis 1983. Das angrenzende Gebäude beherbergt einen mechanischen Heimatberg sowie eine Schnitzkunstausstellung. Was ein Heimatberg ist und was darauf dargestellt wird, wird bei der Führung erklärt.




 

 

 

 

 

 

 

Schließlich geht es ins Obergeschoss des Herrenhauses, des ehemaligen Wohnhauses der Hammerherren. Erklärt wird u.a., warum der Innenteil der Tischplatte eine Schieferplatte ist, und das Klöppeln wird vorgeführt. Während nämlich die Männer geschmiedet haben, haben die Frauen acht bis zehn Stunden am Tag geklöppelt - plus Hausarbeit und Kinderbetreuung. Heute sind im Erzgebirge etwa 20.000 Frauen und Männer in Vereinen organisiert, die das Klöppelhandwerk (als Hobby) fortführen.

In der unteren Etage des Herrenhauses befinden sich eine Gaststätte und - ebenfalls wichtig - WCs.




 

 

 

 

 

 

 

Nu aber auf zum Spaziergang! An der Albertstraße / Hauptstraße, die am Herrenhaus abzweigt, ist nach einigen Metern rechter Hand der Weg auf den Schreckenberg ausgeschildert. Er führt zunächst zwischen den Häusern hindurch und sodann durch ein Wäldchen zum Gipfel. Auf ihm befindet sich eine Burgruine. Eine Fake-Burgruine, um genau zu sein. Sie wurde Mitte des 19. Jh. während einer Wirtschaftskrise als ABM errichtet, weil einige Annaberger der Ansicht waren, eine Burgruine mit Blick auf Annaberg würde sich dort oben besonders romantisch ausnehmen.





 

 

 

 

 

 

 

Am Schreckenberg gab es in den Jahren 1491/92 die ersten Silberfunde in dieser Gegend. Damals lebte, so die Sage, ein armer Bergmann namens Daniel Knappe in Frohnau. Eines Nachts erschien ihm im Traum ein Engel und sprach zu ihm: "Geh morgen hinaus in den Wald droben am Fuße des Schreckenberges. Dort wirst du eine Tanne finden, die alle anderen Bäume an Höhe überragt. Sie hat in den Zweigen ein Nest mit goldenen Eiern. Suche den Baum, denn die Eier sind dein! Doch wisse sie auch wohl zu gebrauchen!" Am nächsten Morgen machte sich Knappe auf den Weg zur Tanne, kletterte in ihr herum, fand aber nicht das versprochene Nest. Da setzte er sich unter den Baum und überlegte. Waren Träume doch nur Schäume? Oder hatte er den Engel missverstanden? Hatte der Engel nicht die Äste, sondern die Wurzeln gemeint? Genau so war es! Schließlich guckt der Engel von oben auf die Welt, so dass die Wurzeln der Bäume für ihn die Äste sind. Knappe begann zu graben, und bald schon stieß er auf Silbergänge. Diese Sage ist bereits auf den Retabeln des Annaberger Bergaltars von 1522 in der St. Annenkirche dargestellt.

Die Kunde von diesen und weiteren Silberfunden im Erzgebirge wird als das Große Berggeschrey bezeichnet. Viele Bergleute und reiche Kaufleute zogen innerhalb weniger Jahre ins Erzgebirge. Die folgende Blüte des Silberbergbaus ermöglichte den späteren barocken Glanz Dresdens.

Für seine Silbervorkommen war der Schreckenberg so bekannt, dass eine Silbermünze nach ihm benannt wurde: der Schreckenberger. Ähnlich verhält es sich mit dem Dollar. Der ist vom Taler abgeleitet, und Taler ist die Abkürzung für Joachimsthaler, ein Guldengroschen. Dieser war nach seinem Prägeort Sankt Joachimsthal, dem heutigen Jáchymov, im böhmischen Erzgebirge benannt worden.

Um die Runde fortzusetzen, geht es ein paar Meter zurück zur Wegkreuzung an der Scheune, sodann den Schildern nach erst nördlich in Richtung Ponyhof, danach auf dem Markus-Röhling-Weg in einem Ost-Süd-Bogen zurück zum Frohnauer Hammer. 

Am Wanderweg weisen Infotafeln auf Bergbauzeugnisse hin, etwa auf die alte Silberzeche Eisernes Schaf und den Ausblick auf die Bergbaulandschaft am Wolfsfelsen. Der nahe gelegene Markus-Röhling-Stolln, ebenfalls eine ehemalige Silberzeche, ist heute ein Besucherbergwerk. An einer Stelle hat man freie Sicht auf Annaberg mit dem Pöhlberg.






 

 

 

 

 

 

 

Der Spaziergang endet am unteren Bahnhof. Statt gleich wieder abzureisen, bin ich erst noch vom Kreisel aus auf der Zick-Zack-Promenade nach Annaberg hochgelaufen. Annaberg ist die heimliche Hauptstadt des Erzgebirges, und wenn man schon mal dort ist, sollte man auch durch die Fußgängerzone und über den Markt schlendern. In der Touristinformation gab es tolle neue Postkarten! Sie ist auch die Entrittskasse für das Volkskunstmuseum "Manufaktur der Träume".

Etwas oberhalb des Marktes befindet sich unübersehbar die erwähnte St. Annenkirche, die größte Hallenkirche Sachsens, und in der Bergkirche St. Marien am unteren Ende des Marktes gibt es ganzjährig eine bergmännische Krippe mit lebensgroßen geschnitzten Figuren zu bestaunen. Die Frau auf dem Brunnen ist Barbara Uthmann.

Nordöstlich des Marktes befindet sich der Busbahnhof, von dem aus Busse etwa nach Chemnitz, Aue und Schwarzenberg fahren. Wer hier mit den Öffis unterwegs ist, muss also nicht unbedingt wieder ins Tal zum Bahnhof laufen.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Schluss noch drei Erzgebirgs-Tipps zum Naschen, Duften und Leuchten. 

Von den Annaberger Backwaren sind besonders die Weihnachtsstollen bekannt, aber man kann dort auch Brot, Kuchen, Torten und Schokoladen bestellen.

Seit 1918 werden in Crottendorf bei Annaberg Räucherkerzeln hergestellt. Heute gibt es sie in vielen Sorten, dazu Räucherhäuseln und weiteres Zubehör. Wer sich an althergebrachte Düfte halten möchte: Traditionell sind die Sorten Tanne, Weihrauch und Sandel.

Seit bald hundert Jahren werden Annaberger Faltsterne in Handarbeit hergestellt. Diese beleuchteten Weihnachtssterne in unterschiedlichen Farben, Formen und Größen lassen sich ähnlich wie Lampions falten und an die Decke oder ins Fenster hängen oder stellen.

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