Am Rennsteig: Schmiedefeld, Vessertal, Adlersberg und Suhl


 

 

 

 

 

 

 

 

In einer Umfrage des MDR ist das thüringische Vessertal zum schönsten Tal Mitteldeutschlands gewählt worden. Das sehen wir uns heute an. Dabei durchqueren wir das Biosphärenreservat Thüringer Wald, indem wir vom Bahnhof Rennsteig zum Bahnhof Suhl wandern. Die Tour führt über gut ausgebaute Wege, ist aber durch ihre Gesamtlänge von etwa 18 km und den 3,5 km langen Aufstieg auf den Adlersberg recht anspruchsvoll. Dafür erwarten einen auf dem Berg eine beeindruckende Aussicht und eine beliebte Imbiss-Hütte (s.o.).

Der Bahnhof Rennsteig befindet sich mitten im Wald. Nicht nur ist er der höchstgelegene Kopfbahnhof Thüringens, sondern der letzte Kilometer vor dem Bahnhof gehört auch zu den steilsten deutschen Eisenbahnstrecken, die mit normalen Triebwagen befahren werden. Züge der Erfurter Bahn verkehren dort an den Wochenenden; wochentags ist der Bahnhof mit Bussen erreichbar. Wer nun schon Hunger haben sollte: Das Bahnhofsgebäude beherbergt das Thüringer Waldlokal. (Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt.) Unterwegs wird es auch noch reichlich Gelegenheit zum Einkehren geben.



 

 

 

 

 

 

 

Die ersten paar hundert Meter vom Bahnhof Rennsteig in Richtung Schmiedefeld sind leider kaum ausgeschildert und die Google Maps kennen auch nur einen Teil der dortigen Waldwege. Der erste Wegpunkt ist der Rennsteigteich, danach geht es auf nun ausgeschilderten Wegen weiter nach Schmiedefeld. Der Thüringer Wald ist in dieser Gegend vorrangig Fichtenplantage, aber noch in verhältnismäßig gutem Zustand. Besonders die Fichte leidet in solchen Höhenlagen unter der Trockenheit der letzten Jahre und wird sicherlich mittelfristig durch geeignetere Bäume ersetzt werden.



 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schmiedefelder Touristinformation ist ein Infozentrum zum Thüringer Wald und speziell zum Vessertal. Zu ihr gehört eine schick gestaltete Ausstellung zu dieser Gegend als Natur- und Kulturlandschaft. Bspw. kann man an einem Schaukasten mit Pilzen Waldboden schnuppern, und ein fünfminütiger Trickfilm zeigt den Thüringer Wald im Wandel der Jahreszeiten. Andenken und sehr viele Broschüren sind natürlich auch erhältlich. Im Angebot sind sogar noch DDR-Stocknägel von der Schmücke, der höchstgelegenen Ansiedlung am Rennsteig.





 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es ins Vessertal auf der Vesserstraße, der Landstraße zwischen Schmiedefeld und Vesser. Bekannt ist Vesser für sein jährliches Schwarzebeerfest (in hochdeutscher Mundart: Heidelbeerfest) und allgemein als Ferienort. Bereits weit vor dem Ortseingang wird außerdem darauf hingewiesen, dass zur Touristinformation eine Ausstellung über Herbert Roth gehört, der u.a. das Rennsteiglied komponiert hat. Zuvor kommen wir noch am Ortsrand von Schmiedefeld am Phänologischen Garten Thüringer Wald vorbei. Schmiedefeld und Vesser sind zwar seit Jahrzehnten deutlich auf Touristen eingestellt, haben sich aber den Charakter Thüringer Walddörfer erhalten.



 



 

 

 

 

 

 

 

 

Die Touristinformation hatte geschlossen, als ich in Vesser war. Dafür hatte die Kirche geöffnet. Die ist eine kleine Fachwerkkirche von 1710 mit der Besonderheit, dass ihre Glocke nicht im Turm, sondern in einem kleinen Glockenhaus neben dem Eingang hängt. 1993/94 ist die Kirche restauriert worden, und dreißig Jahre später macht sie immer noch einen sehr ordentlichen Eindruck.





 

 

 

 

 

 

 

Es folgt der größte Anstieg der Tour: 3,5 km auf Waldstraßen und -wegen auf den Adlersberg, diesmal sogar durch Laubwald. Der Weg ist ab Vesser gut ausgeschildert. Auf dem Gipfel erwartet einen ein Aussichtsturm und eine kleine Gaststätte mit Terrasse. Auch hier werden noch DDR-Stocknägel verkauft! Allerdings nur auf Nachfrage. Quasi unterm Ladentisch, so wie früher. Bei klarer Luft ist vom Turm aus die Wasserkuppe in Hessen zu sehen.





 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Gipfel des Adlersberges ist der Weg nach Suhl ausgeschildert, danach lange nicht mehr. Ich habe mich zunächst in Richtung Parkplatz Wegscheide und Goldlauter, einem Ortsteil von Suhl, gehalten. Nach einigen Metern auf der Landstraße am Parkplatz biegt ein Rad- und Wanderweg nach Suhl ab, der in Richtung Tierpark und Zentrum führt. Unterwegs bieten sich schöne Ausblicke auf Goldlauter. Suhl ist architektonisch interessant mit seiner Mischung aus Fachwerk-, Bürger- und DDR-Häusern. 





 

 

 

 

 

 

 

Bekannt war und ist Suhl für zwei Industriezweige: Mopeds und Schusswaffen. Beiden ist jeweils ein Museum gewidmet. Den Suhler Moped-Hersteller Simson gibt es zwar nicht mehr, aber mit sechs Millionen hergestellten Mopeds ist er das größte deutsche Unternehmen in dieser Sparte geblieben. Besonders das Modell S51 ist bis heute begehrt. Noch hübscher finde ich die älteren Modelle Star und Sperber. Ein Nachfolgeunternehmen stellt heute noch Ersatzteile für die Simson-Zweiräder her. Waffen und Rüstungen wurden in Suhl schon im Mittelalter geschmiedet, im 17. Jh. kam die Schusswaffenproduktion hinzu. Bis heute sind Büchsenmacher in Suhl ansässig. Nachfolgend ein kleiner Einblick ins Waffenmuseum.





 

 

 

 

 

 

 

Vom Bahnhof Suhl aus verkehren Züge in Richtung Erfurt und in Richtung Schweinfurt, Fahrzeit jeweils ca. eine Stunde. In jüngster Zeit wird Suhl übrigens für seine Döner gerühmt.

Die diesmalige Buchempfehlung ist eine antiquarische: Krammisch, Wolfgang / Schneider, Wolfgang: Thüringer Wald. Mit Ausflügen in das Thüringer Schiefergebirge. Leipzig: Brockhaus 1990. Angesichts der teilweise unzureichenden Beschilderung der Wanderwege auf dieser Strecke kann zudem eine Wanderkarte nicht schaden. Und so sehen die erwähnten Stocknägel aus:



Kommentare

  1. "Quasi unterm Ladentisch, so wie früher." : Großartig!
    So kriegt man im Schwarzwald übrigens Postkarten mit Stadtansichten anstelle von Einheits-Bollenhut-Brei. Sehr gut gefällt mir auch die Gulaschsuppe, falls es eine ist!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bloß gut, dass die alten Karten und Stocknägel nicht weggeworfen wurden!
      Die Suppe ist eine Soljanka, eine der wenigen osteuropäischen Speisen, die in Thüringen eingebürgert wurden. Soljanka ist so ähnlich wie Gulaschsuppe, aber mit Wurst und tomatig-säuerlich.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen