Auf dem Schillerwanderweg bei Meiningen


 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem Friedrich Schiller 1782 aus Stuttgart desertiert war, versteckte ihn Henriette von Wolzogen in einem kleinen Gutshaus im südthüringischen Bauerbach. Von dort aus wanderte er öfters nach Meiningen, um Bücher auszuleihen und Tabak zu kaufen. Daran erinnert der Schiller-Wanderweg zwischen Meiningen und Bauerbach. Die folgende Tour verlängert die Wanderung bis zum Bahnhof Ritschenhausen. Insgesamt ist die Strecke 16 km lang, enthält zwei mittlere Anstiege und führt zumeist über Rad-, Feld- und Waldwege.

In Meiningen beginnt der Schillerweg hinter dem Schloss Elisabethenburg am Rand der Altstadt. Kommt man vom Bahnhof, durchquert man erst noch den sehenswerten englischen Garten. In Meiningen bietet es sich an, eine kleine Runde durch die Altstadt zu laufen. Dort steht z.B. das imposante Henneberger Haus, das auf dem nächsten Foto zu sehen ist. Im Fachwerk unten links das sächsische, rechts das Henneberger Wappen.



 

 

 

 

 

 

 

 

Wer sich die Meininger Altstadt nicht ansehen möchte, kann die Wanderung um ein paar Kilometer abkürzen und am Bahnhof Untermaßfeld loslaufen. Der Meininger Stadtrand ist nämlich nicht sonderlich sehenswert. Danach wird es aber immer beschaulicher. Zunächst führt der Schillerweg an der Werra entlang in den kleinen Ort Untermaßfeld. Selbst die dortige JVA (mit Zuchthaus-Museum) ist beschaulich in einer ehemaligen Wasserburg untergebracht. Dieser Teil Südthüringens gehört übrigens zu Franken und zum Henneberger Land. Der rot-weiße fränkische Rechen und das Henneberger Wappen sind dort öfter zu sehen.




 

 

 

 

 

 

 

Am Trafoturm in der Ortsmitte von Untermaßfeld geht es hinauf in den Wald. Manchmal weiden am Waldrand Rhönschafe, im Wald blühen verstreut die Tollkirschen und einen Barfußpfad gibt es auch. Den optionalen Schlenker zur Ruine der Henneburg bin ich nicht gegangen, der verlängert die Tour um 5,5 km. Besonders schön finde ich an dieser Strecke den Blick auf Bauerbach, wenn man aus dem Wald wieder heraustritt.









 

 

 

 

 

 

 

 

Das Haus in Bauerbach, in dem Schiller ein paar Monate lang wohnte, ist heute ein Schiller-Museum (mit jahreszeitlich unterschiedlichen Öffnungszeiten). Ein paar Meter weiter können Wandersleute im Gasthaus "Zum braunen Roß" einkehren. (Werbung ist auch in diesem Beitrag unbezahlt.) Auf dessen Fassade ist ein politisches Spottgedicht nachzulesen, das Schiller in seiner Bauerbacher Zeit verfasst hat.





 

 

 

 

 

 

 

 

Auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes befindet sich in einem Wäldchen auf einer Anhöhe ein jüdischer Friedhof mit 365 Grabsteinen, der einer der größten thüringischen Landfriedhöfe sein soll.




 

 

 

 

 

 

 

Die letzte Etappe dieser Tour führt auf dem kürzesten Weg am Gasthaus vorbei durch das Bauerbachtal und über den Zehnerberg zum Bahnhof Ritschenhausen. Dort besteht Anschluss nach Bayern wie auch nach Thüringen. Überrascht hat mich das große neoromanische (?) Bahnhofsgebäude des ehemaligen bayrisch-preußischen Grenzbahnhofs. Das ist zwar nicht mehr für Bahnreisende geöffnet, wird aber genutzt und ist in einem super Zustand. Dort sollen schon Bismarck und Lenin zu Gast gewesen sein.




 

 

 

 

 

 

 

Im Meininger englischen Garten steht übrigens ein Denkmal für Ludwig Bechstein. Der ist heute am ehesten als Märchen- und Sagensammler bekannt, hat sich aber auch um den Thüringer Tourismus verdient gemacht: 1846 erschien seine Reisebeschreibung "Wanderungen durch Thüringen" in der frühen Reiseführerreihe "Das malerische und romantische Deutschland". (Hier geht es zum Digitalisat, hier zum Druckwerk). Auch im Henneberger Land hat er Sagen gesammelt. 

Und nun noch ein Kochrezept! Auch im fränkischen Thüringen isst man Klöße, und die heißen dort Hütes. Die südthüringischen Franken halten natürlich dafür, dass ihre Klöße die besten sind. So werden sie zubereitet: Link.


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