In der Altmark: Tangermünde an der Elbe

 







 

 

 

Darf ich vorstellen: die tausendjährige Stadt Tangermünde in Sachsen-Anhalt! Sicherlich eine der schönsten deutschen Kleinstädte. Sie ist berühmt für ihre gotischen Bauten, ihre Störche und ihre Süßwaren. Mein Stadtwandern in Tangermünde dauerte etwa vier Stunden, obwohl ich mir bei Weitem nicht alles Sehenswerte angesehen habe.

Der Weg vom Bahnhof in den Stadtkern führt an einem mächtigen Wasserturm vorbei. Der wurde, so schätze ich, um 1900 errichtet, fügt sich aber gut ins Stadtbild ein, das sich Fachwerk und Backsteingotik verdankt.










Eine der wichtigsten Profanbauten der Backsteingotik ist das ab 1430 errichtete Rathaus. Sein Erdgeschoss beherbergt heute das stadthistorische Museum und auf seinem Dach wohnt eines der vielen Storchenpaare von Tangermünde.












Neben dem Rathaus steht das Denkmal für Margarete von Minden, genannt Grete Minde. Die verarmte Tangermünder Patriziertochter wurde 1619 verbrannt, weil sie beschuldigt worden war, den Stadtbrand von 1617 gelegt zu haben. Mehrere Autorinnen und Autoren haben sich mit Grete Mindes Schicksal auseinandergesetzt, darunter Theodor Fontane, Peter Huchel und Hannelore Reimann.








 

 

Der Giebelseite des Rathauses gegenüber befindet sich die Touristinformation, in der ich mir Postkarten und einen Stocknagel zugelegt habe. Danach habe ich mir ausgiebig Fachwerk, Backstein- und Neogotik und einen gewissen Konditorei-Laden besehen.


























Etwas Besonderes, wie sollte es anders sein, ist auch die Kirche St. Stephan, die Hauptkirche von Tangermünde. Sie wurde als gotische Hallenkirche ab dem 14. / 15. Jh. unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus errichtet. Bemerkenswert ist aber auch die ungemein kunstvolle barocke Kanzel und die Scherer-Orgel von 1623/24, die größte Renaissance-Orgel der Welt. Hans Scherer der Jüngere war seinen Zeitgenossen der beste Orgelbaumeister, und Tangermünde konnte sich eine Orgel von ihm leisten, weil es Mitglied der Hanse war.











 

 

Nicht minder bemerkenswert ist die fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren, die etwa ab dem Jahr 1300 errichtet wurden. Das Innere des einzeln stehenden Eulenturms auf dem übernächsten Bild kann bei Stadtführungen besichtigt werden.

Gestört hat mich nur, dass im Stadtkern Autos herumfahren und parken dürfen. Da kommt man sich ja vor wie im 20. Jh.













 

Eine kulinarische Institution der Altmark ist die Konditorei Stehwien. Besonders bekannt ist sie für die Tangermünder Nährstange, eine Art von Schokoriegel, der seit 1954 und nach wie vor in Handarbeit gefertigt wird. Der Geschmack seiner lockeren Füllung erinnert an Grießbrei und Keksteig. Wenn heutige fancy Start-ups so einen Riegel erfinden würden, dann würden sie "Handmade Cookie Dough Choc Bar" draufschreiben. Die Fancyness der Konditorei Stehwien beschränkt sich aber darauf, eines ihrer neueren Produkte "Costbar" zu nennen. Verkauft werden diese und viele weitere Produkte u.a. im stehwienschen Ladengeschäft zwischen Stephanskirche und Eulenturm sowie im Internet. (Werbung in diesem Blogbeitrag ist übrigens unbezahlt.)












Wenige Meter von der Burg entfernt befindet sich das Burgmuseum in der Schlossfreiheit, dem ältesten erhaltenen Wohnhaus der Stadt. In dem um 1543 errichteten Gebäude ist sogar die schwarze Küche erhalten: Die Küche im Erdgeschoss war Teil des Kamins; gekocht wurde über einem offenen Feuer, der Rauch zog nach oben ab. Stellt man sich in die Küche und richtet den Blick nach oben, sieht man den Himmel.

Die Ausstellung im Burgmuseum berichtet etwa, wie Wilhelm II. sein Faible für Tangermünde entdeckt hat und um 1900 dafür sorgte, dass die damals verfallene Burg wieder aufgebaut wurde.

Burg Tangermünde ist ein Hotel, aber das Gelände kann auch von Nicht-Hotelgästen besichtigt werden. Besonders empfehlenswert: die Aussicht vom Kapitelturm. Im Turm werden halbstündige Führungen angeboten.










 

Tangermünde heißt Tangermünde, weil dort der Tanger in die Elbe mündet. Auf dem folgenden Foto: links der Tanger, rechts die Elbe. Unterhalb der Burg ist der Tangermünder Hafen gelegen. Von dort aus lassen sich Ausflüge auf Elbdampfern unternehmen.











Weiteres über Tangermünde berichtet Sigrid Brückner in ihrem Stadtführer (Broschüre, 64 Seiten), und einen umfassenden Überblick über die Geschichte Tangermündes bietet der Sammelband Tangermünde: 1000 Jahre Geschichte (über 500 Seiten, über 600 Abbildungen). Zum Schluss noch etwas Naschwerk: Zwar nicht aus Tangermünde, aber auch aus der Altmark kommt der echte Salzwedler Baumkuchen, den es z.B. hier, hier und hier gibt.

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