Meist von März bis April blühen im Erzgebirgsdorf Drebach unzählige zartlila Krokusse. Besonders am Wochenende der Hauptblüte ist dort Volksfeststimmung und es gibt Kuchen, Eis und Roster für die vielen Besucher aus Nah und Fern.
Auf einer 13 km langen Rundwanderung habe ich mir Drebach und etwas von seiner Umgebung angesehen.
Aus Richtung Chemnitz bringt uns die Erzgebirgsbahn durchs waldige Zschopautal nach Scharfenstein. Bevor wir nach Drebach spazieren, können wir noch die Burg Scharfenstein besuchen, die sich etwas oberhalb des Bahnhofs befindet. Am Burgberg steht auch das Haus des vormaligen Ortsrichters. Dessen Tochter Johanne Christiane Wolf war Ende des 18. Jh. mit dem Wilderer und erzgebirgischen Volkshelden Karl Stülpner liiert.
Auf der Brücke am Bahnhof überqueren wir die Zschopau und steigen hernach auf dem ausgeschilderten Weg bergan in die Wälder oberhalb von Scharfenstein. Drebach liegt auf der anderen Seite des Berges. Das Waldhufendorf mit der Krokusblüte im Wappen bietet noch mehr Ausflugsziele, z.B. eine Sternwarte. Wenn wir auf dem Bergkamm aus dem Wald heraustreten, sehen wir schon bald die ersten Bauerngüter, die Dorfkirche und kurz darauf die erste Krokuswiese.
Die Krokusseln, wie man im Erzgebirge zu sagen pflegt, blühen in Drebach auf einer Fläche von sieben Hektar teils in Gärten, teils auf Wiesen am Ortsrand, und stehen natürlich unter Naturschutz.
Darüber, wie die Krokusseln nach Drebach kamen, wird Folgendes erzählt. Als im 17. Jh. der sächsische Kurfürst Johann Georg II. einen Jagdunfall bei Drebach erlitt, ist der Drebacher Pfarrer David Rebentrost ihm zu Hilfe geeilt und hat ihn verarztet. Nachdem der Kurfürst wieder genesen war, lud er Rebentrost nach Dresden an den Fürstenhof ein. Der botanisch interessierte Pfarrer durfte sich zum Dank einige Pflanzen aus dem dortigen botanischen Garten aussuchen, darunter auch Krokusse. Die pflanzte er in seinen Drebacher Pfarrgarten, und von dort aus verbreiteten sie sich im ganzen Ort.
Nach der Krokusselbesichtigung geht es auf der Dorfstraße in Richtung Kirche. In ihrem Vorraum steht übrigens der wiederaufgefundene Grabstein von Pfarrer Rebentrost. Im Nachbardorf Venusberg sind sodann statt Krokusseln Tiere und Schwibbögen zu sehen. In einem waldigen Bachtal bin ich auf der Landstraße zurück nach Scharfenstein gewandert.
Wer jetzt noch Zeit für einen Museumsbesuch hat, kann auf der Rückfahrt in Zschopau aussteigen und das dortige Schloss Wildeck besuchen, das mehrere Museen beherbergt. U.a. gibt es jede Menge Motorräder zu sehen. In Zschopau befanden sich nämlich von 1922 bis 2016 die MZ-Werke mit dem ersten Motorrad-Fließband der Welt.
Die heutige Buchempfehlung lautet Heimat. Fotografien aus der Luft. So sieht Sachsen von oben aus! Das Erzgebirge ist darin natürlich auch vertreten. Im Erzgebirge werden übrigens nicht nur Räuchermännchen, sondern auch Räucheröfen (sogar mit Katze!) hergestellt. (Werbung unbezahlt.)
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