Südlich von Zwickau, am Nordrand des Erzgebirges, erstreckt sich der Plotzschgrund. Das kleine Landschaftsschutzgebiet, ein bewaldetes Bachtal, ist seit langer Zeit ein beliebtes Spazier- und Wanderziel. Auf der folgenden Wanderung durchqueren wir nicht nur durch den Plotzschgrund, sondern auch typisch westsächsische Dörfer und Kleinstädte.
Die gesamte Wanderung ist knapp elf Kilometer lang, sie lässt sich aber auch abkürzen. Ein paar Höhenmeter kann man sich sparen, indem man sich am Beginn der
Tour vom Bahnhof Wilkau-Haßlau mit dem Bus bis zur Haltestelle
Stadtwerke oder zur
Haltestelle Cainsdorfer Straße hochkutschieren lässt. Wer mit dem
Auto anreist, kann auf dem Parkplatz am Städtischen Bauhof parken. Damit wird die Wanderung um ein bis zwei Kilometer verkürzt.
Ich habe diese Tour am Bahnhof Wilkau-Haßlau im Muldental begonnen. Die Kunst auf dem Marktplatz am Bahnhof stellt eine Garnrolle dar. Sie erinnert an das Industriezeitalter, als in Wilkau eine Kammgarnspinnerei florierte. Wilkau deckte außerdem mit der Wesa-Fabrik einen Großteil des Gummizuckerbedarfs der DDR ab und exportierte auch ins westliche Ausland. Von der Zeit, als Sachsen ein Industrieland war, zeugen auch gründerzeitliche Gebäude und Villen.
An der Kreuzung Culitzscher Straße / Breitscheidstraße nahe dem Parkplatz am Bauhof beginnt der gelbe Wanderweg durch den Plotzschgrund. Das O ist lang. Auf heutigen Landkarten und Wegweisern steht oftmals "Plotzgrund" statt "Plotzschgrund", aber nur Ortsfremde sagen "Plotzgrund".
Heute ist der Plotzschgrund deutlich waldiger als auf dieser um 1900 erschienenen Postkarte.
Im flachen Tal des Plotzschgrundes plätschert der von Schwarzerlen gesäumte Plotzschbach, ein kleiner Zufluss der Mulde. Stellenweise führt der Wanderweg dicht am Waldrand entlang. Winters ruscheln die Kinder der umliegenden Gemeinden auf ihren Schlitten die Hänge hinab, im Herbst lassen sie hier Drachen steigen.
Am Froschteich ist gut rasten. Der gelbe Wanderweg führt sodann weiter am Plotzschbach, an dessen Ufern im Frühjahr Buschwindröschen blühen, in Richtung Jägerbrünnel. Der Mischwald mit einzelnen großen Eichen und Buchen wird dabei abgelöst von Fichtenhochwald.
Zum Jägerbrünnel berichtet eine Sage, dass dort der Wilde Jäger umgegangen sei und den Moosleuten nachgestellt habe. Dann aber sei ein guter Wassermann vom Froschteich ans Jägerbrünnel umgezogen, und seitdem spuke es dort nicht mehr.
Am nunmehr nahen Waldrand treffen wir auf einen Feldweg, den grünen Wanderweg, dem wir nach Rottmannsdorf folgen. Im Sommer kann man entlang des Feldwegs Pflaumen und Mirabellen pflücken. Außerdem bieten sich schöne Ausblicke auf den Planitzer Wasserturm, den wir gleich noch aus der Nähe sehen werden, und auf den Turm der Rottmannsdorfer Wehrkirche.
In Rottmannsdorf sind die Bauerngüter nicht so geschniegelt wie in manchen anderen Gegenden. Es sind Bauerngüter, keine Selbstfindungsprojekte. Sodann gelangen wir auf der Dorfstraße nach Oberplanitz und Cainsdorf. Die Ortschaften gehen hier nahtlos ineinander über.
Der Planitzer Wasserturm von 1913 dient heute noch der Wasserversorgung. Zum Tag des offenen Denkmals kann er besichtigt werden. Eine Turmbesteigung lohnt sich besonders wegen der Aussicht.
Kurz nach dem Wasserturm kommen wir an der Bäckerei Möckel vorbei, in der es z.B. ab dem Spätherbst Stollen- bzw. Kartoffelkuchen gibt. (Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt.)
Gleich darauf konnte ich in der Dämmerung einen Blick aufs Erzgebirge erhaschen. Der Berg mittig am Horizont ist der Auersberg. (Klicken macht größer.) Im Herbst sieht man, wie dort oben bereits Schnee liegt, und im Frühjahr sieht man, wie dort oben immer noch Schnee liegt.
Damit sind wir fast am Ende dieser Tour angelangt. Zurück zum Bahnhof geht es nun immer bergab. Zum Parkplatz geht es an der Haltestelle Cainsdorfer Straße rechts weg durch die Kleingartenanlage "Erholung". Apropos, Sachsen ist Schrebergartenland, und die Schrebergärten wurden nach dem Leipziger Arzt Moritz Schreber benannt, wie die Maus kurz und bündig erklärt.
Verproviantieren kann man sich vor und nach dem Wandern in mehreren Wilkau-Haßlauer Bäckereien: Schneidenbach, Planitzer, Franke, Stangengrüner Mühlenbäckerei. Eis gibt es beim Streit.
Über die Moosleute und andere fast vergessene Wesen informiert das Projekt Forgotten Creatures, aus dem auch zwei außergewöhnliche Bücher über Hausgeister und Fabeltiere hervorgegangen sind.
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