Im Eichsfeld: Kuchen, Kirchen, Kruzifixe


 


 

 

 

 

 

 

 

 

Das Eichsfeld im Nordwesten Thüringens ist eine ländliche, abgeschiedene Gegend. Für mich ist es diese Abgeschiedenheit, die das Eichsfeld zu einer schönen Wandergegend macht. Die drei größten Städte des Eichsfeldes haben um die 20.000 Einwohner, und die Landgemeinde Dingelstädt, die wir heute besuchen und die aus zehn Ortschaften besteht, hat etwa 12.000 Einwohner. 

Die etwa 6,5 km lange Rundwanderung beginnt am Bahnhof Silberhausen. Auf dem Radweg vom Bahnhof in den Ort Silberhausen bekommt man schon einen guten Eindruck vom Eichsfeld: Dörfer zwischen Wäldern und Feldern inmitten sanfter Hügel.



 

 

 

 

 

 

 

Während des Kalten Krieges war die Westgrenze des Eichsfeldes ein Teil der Blockgrenze. An diese Grenzlandvergangenheit erinnert in Silberhausen ein Stück Berliner Mauer. Etwas weiter entfernt, direkt an der ehemaligen Grenze, befinden sich das Grenzlandmuseum Eichsfeld und das Grenzmuseum Schifflersgrund.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bekannt ist das Eichsfeld als religiös-politische Enklave. Seiner abgeschiedenen Lage wegen hat es von der Reformation nicht viel mitbekommen und ist bis heute katholisch. Und wenn schon der Staat nicht katholisch ist, wählt man zumindest die CDU.


 

 

 

 

 

 

 

Selbst die Rutsche auf dem Silberhausener Spielplatz ist einem Kirchturm nachempfunden. Daneben steht ein Zeugnis der Digitalisierung Thüringens: eine leise brummende Infotafel mit Touchscreen, auf der man sich über Silberhausen informieren kann. Am Spielplatz bin ich auf den Unstrut-Radweg nach Dingelstädt abgebogen.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Weg vom Bahnhof Silberhausen nach Dingelstädt kam ich an vier oder fünf Kruzifixen vorbei. Ein sehr exotischer Anblick! Im Eichsfeld gibt es sogar Wallfahrten und Prozessionen und ähnliche Bräuche. In Dingelstädt etwa reiten einmal im Jahr Kinder auf Steckenpferden um eine Kirche, um daran zu erinnern, dass dieselbe im Dreißigjährigen Krieg durch ein Wunder nicht geplündert wurde.

Apropos, ein Witz unter Statistikern lautet: "Im Eichsfeld gibt es mehr Kinder als im Bundesdurchschnitt, weil es dort mehr Störche als im Bundesdurchschnitt gibt." Damit wird Erstsemestern erklärt, wie wichtig es ist, die Methodik von Statistiken zu verstehen.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jedes Jahr am dritten Augustwochenende findet das Dingelstädter Breikuchenfest statt. Breikuchen besteht aus einem Hefeteigboden und einer Schicht aus Quark, Schmand, Pudding o.Ä. und wird in Dingelstädt in vielerlei Varianten gebacken. Der Quarkbelag kann z.B. mit Mohn verrührt sein oder Kirschen, Pflaumen, Johannisbeeren und andere Früchte enthalten. Zur Eröffnung des Festes wurde auf der Bühne vor der Kirche der Breikuchentanz aufgeführt.


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg geht es in Dingelstädt an der Zigarrenfabrik rechts weg durch die Unterführung unter der Bundesstraße 247, danach über Feldwege schnurstracks zum Bahnhof Silberhausen. Vom höchsten Punkt dieser Wanderung aus hat man einen guten Ausblick über Silberhausen und Dingelstädt.


 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Eichsfeld gibt es viel Regionalliteratur, z.B. "Das Eichsfeld. 55 Highlights aus der Geschichte", und seiner Küche wurden einige Kochbücher gewidmet, z.B. "Das Eichsfeld-Kochbuch. Zwischen Schmandkuchen und Feldgieker".

Außerdem habe ich mir sagen lassen, "Dingelstädter Breikuchenfest" klinge wie ein Begriff aus der Quendel-Saga von Caroline Ronnefeldt. Wäre Tolkien ein Deutscher gewesen, so hieß es weiter, dann wäre sein Hobbitbuch so geworden wie die Quendelbücher. Mittlerweile habe ich den ersten Band der Quendel-Reihe gelesen und kann das alles unterschreiben. Die titelgebenden Quendel erinnern mich auch ein bisschen an die Eichsfelder. (Werbung in diesem Beitrag ist unbezahlt.)

Kommentare